Das kleine Früchtchen

Es war einmal, vor nicht langer Zeit, aber an einem sehr unbekannten Ort.

Da lebte ein kleines Äpfelchen. Es hing dort an seinem Baum mit seiner Familie und seinen Freunden. Nein, es war nicht so ein Äpfelchen wie wir es kennen. Es hatte zwar einen Stil und rote Backen, aber es hatte auch zwei Augen, zwei Arme und zwei Beine. Es war sehr stolz auf sein Aussehen. Die Beine benutzte es nur um beim Erzählen heftig zu strampeln und zu hampeln. Es wusste nicht, dass man damit gehen kann. Woher auch. Es hing schon immer an diesem Ast, an diesem Baum. Und es gefiel ihm gut dort. So gingen die Tage ein und aus. Es war nie langweilig aber auch nie richtig spannend. Das sollte sich bald ändern. Sie hörten so ein merkwürdiges Gekreische und Gekeife aus den Nachbarbäumen.

” Was ist denn das?” fragte verwundert das Äpfelchen. Aber keiner konnte es beantworten. Dann merkten sie es. Eine Horde wilder, frecher Affen stürmte ihren Baum.

” Geht weg, das ist unser Baum” schrien die Äpfel. Aber die Affen hörten nicht. Ganz im Gegenteil. Sie pflückten die Äpfel von ihren Plätzen und verspeisten sie sichtlich mit Genuss und sehr geräuschvoll.

“Lasst mich bloß in Ruhe ihr affigen Affen. Geht woanders hin und holt euch dort euer Futter. Ich gebe euch eines auf die Nase. Ihr Schurken, ihr Gauner. Fuchsteufelswild werde ich, ” schrie das Äpfelchen,

Die Affen hörten nicht zu. Vielleicht lag es daran dass es sehr dumme Affen waren. Sie konnten nicht apfellianisch. Wie auch immer. Bedrohlich kamen sie unserm Helden immer näher.

Der wusste nicht mehr was er machen sollte. Alle seine Freunde waren schon in den Mägen dieser ungehobelten Bande.

Er beschloss zu kämpfen. Er strampelte und hampelte noch stärker wie er es sonst bei seinen Reden tat. Vielleicht konnte er sie damit verscheuchen. Immer heftiger wurden seine Bewegungen.

Plötzlich machte es Ziep.

Das Äpfelchen erschrak.

Er wurde ganz still und rührte sich nicht mehr. Doch es bewegte sich. Leider in eine ganz doofe Richtung. Nach unten. Und unten war weit. So weit, dass es nicht wusste wo unten zu Ende war. Vielleicht fiel er bis ans Ende seiner Tage. Vielleicht sogar bis ans Ende der Welt. Evtl. sogar bis es dunkel wird. Es ärgerte ihn dass er nie über unten nachgedacht hatte. Welch grausames Schicksal. Den Affen entkommen. Und jetzt?!

Platsch.

Unten war doch nicht so weit. Er ist gelandet. Alles soweit in Ordnung. Nur ein kleiner Datscher auf seiner Schale . Nicht so schlimm. Hauptsache er war in Sicherheit. Doch dann begann er Nachzudenken.

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” Unten war nicht soweit. Das ist gut. Da habe ich nicht viel abbekommen und bin bald angekommen. Wenn aber unten nicht so weit ist, sind auch die Affen nicht soweit. Das ist schlecht. Dann finden und fressen sie mich.” Sinnierte er

Und richtig. Die Affenbande war erzürnt, dass ihnen so was Leckeres unter den Nasen entkommen war. Sie suchten schon nach ihm. Möglicherweise waren sie doch nicht so dumm. Denn sie suchten auch auf dem Boden.

Fieberhaft überlegte unser Äpfelchen.

” Was soll ich machen? Ich kann doch nur am Baum hängen und strampeln und hampeln. Ich armes Früchtchen. Aber das stimmt nicht ganz. Ich kann auch fliegen. Ich bin herunter geflogen. Jetzt fliege ich einfach wieder rauf.”

Er ruderte wie wirbelte wild mit den Armen. Die Augen nach oben gerichtet. Konzentriert starrte er in die Wolken.

Aber so sehr es sich auch anstrengte. Es klappte nicht. Kein Millimeter rührte es sich. Und die Affen waren schon ganz nah.

“Ich kann hängen, strampeln und hampeln. Ich kann runter aber nicht rauf fliegen.

Die Affen können schwingen und kraxeln. Hüpfen und laufen.

Laufen?

Ja, ist mir das nie aufgefallen. Ich habe auch so Dinger an mir. Beine? Richtig. Aber wie geht das? Ich muss mir das bei den Affen abschauen.” Dachte er fieberhaft nach

Er tat dies. Und da es schnell lernen musste, lernte es schnell.

Erst noch unsicher, aber dann immer besser und schneller fing er an zu laufen. Aber es hatte sehr winzige Beine, und kam nicht weit und nicht sehr schnell.

” Ich muss mir ein Versteck suchen. Dort wo mich diese Bestien nie finden. Dort drüben ist ein Loch. Dort krieche ich unter, bis sie weg sind.” Kam er zu einer Entscheidung.

Als es angelangte, merkte es dass das Loch schon besetzt war. Eine kleine Stupsnase ragte neugierig daraus hervor. Es war die Wohnung eines Maulwurfes.

” Lasst mich bitte rein. Die Affen suchen mich. Die wollen mich fressen. Ich will das ganz und gar nicht.” Flehte er den Maulwurf an.

Doch auch der Maulwurf konnte nicht apfellianisch.

Das machte unseren Helden richtig sauer. Er war auf der Flucht, und dieses Untier gab ihm keine Antwort. Schlimmer es ließ ihn nicht herein.

Schimpfend zog er weiter.

” Böser Maulwurf. Hat so ein großes Loch. Lässt mich nicht herein. Warte bis ich ein Baumstamm bin. ” grummelte und schimpfte er

Oh, Oh.

Warum ging ihm der Maulwurf nach?

Und warum schnüffelte er in seiner Richtung.

Dem Äpfelchen schwante nicht gutes. Es war zwar schön begehrt zu sein. Aber dass ihn jeder zum Fressen gern hatte, das ging etwas zu weit.

Zum Glück können Maulwürfe nicht gut sehen. Dem Äpfelchen blieb nichts anderes übrig, als sich im Dreck zu wälzen. Es wurde ganz schmuddelig und stank erbärmlich.

Aber der Maulwurf konnte ihn so nicht mehr riechen und ging wieder Heim.

Armes Äpfelchen.

Wie sah es aus. Schmutzig und gedatscht.

Es konnte nicht mehr schlimmer kommen. So dachte es

Aber es kam schlimmer.

Ein Igel stolzierte vorbei. Dem war es egal wie er aussah. Er hatte Hunger. Er spießte das Äpfelchen auf seine Stacheln und schleppte ihn in sein Versteck.

Was tun?

Aber er konnte nur warten.

Sollte das das Ende sein?

In einem Igelmagen?

Doch das Schicksal war gnädig. Der Igel ging durch ein dichtes Gestrüpp, und schwups, wurde es durch die Äste vom Igelrücken abgestreift.

Da lag er nun, unser Held.

Der einst so schöne Apfel. Nur noch Fallobst.

Mühsam kam es auf die kurzen Beine und wanderte weiter.

Es verließ den Apfelwald wo es so lange glücklich war und doch so schlechte Tage erlebt hatte und kam zu einem großen Feld.

Die Sonne stand am Himmel und färbte seine Schale braun.

Es war ihm schon egal.

Ein kleines Mäuschen sah ihn und sprach ihn an. Es war sehr gebildet und konnte apfelianisch.

“Armes Äpfelchen, was ist denn mit Dir passiert?”

Erst war unser Äpfelchen etwas misstrauisch. Hatte es doch schon so viele schlimme Erfahrungen gesammelt. Doch in den Augen der Maus sah er keine Gier und böse Gedanken. Nur Mitleid und den ehrlichen Wunsch zuhören zu wollen.

Da öffnete es ihm sein Herz, und er erzählte.

Von den Affen, dem Sturz, dem Maulwurf, dem Igel und die ganze Geschichte.

” Ich verstehe dich. Auch ich bin immer auf der Flucht vor den Katzen. Aber ich kann viele Sprachen. Wenn mir eine Katze zu nahe kommt belle ich wie ein Hund. Du solltest mal sehen wie schnell die dann laufen können. Man darf halt keine Angst haben.”

Da schöpfte unser Apfel wieder etwas Mut und wurde wieder ein kleinwenig keck.

” Wenn mich diese doofen Affen gekriegt hätten, wäre ich stocksauer geworden. So sauer wie eine Zitrone. Die hätten keinen Bissen heruntergebracht.

So sauer, dass ihnen der Mund zugezogen wäre. So sauer, dass sie geklaubt hätten das wäre ein Essigbaum. So sauer das sie sauer würden weil ich so sauer bin. So sauer …..”

Und so weiter und so weiter. Er konnte gar nicht mehr aufhören.

” So sauer…! Aber ich bin doch so süß.”

Das Mäuschen war aber nicht nur gescheit, sondern auch sehr gutherzig.

Er lud das Äpfelchen ein bei sich und seiner Familie zu leben.

Und noch heute erzählt man sich im Reiche der Mäuse die spannende Geschichte vom glorreichen Kampf des Apfels gegen die Affen und seiner heldenhaften Wanderung

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