Der Fuchs und der Rabe

Der alte Fuchs schlich durch den Wald. Schon seit Tagen hatte er nichts mehr zu fressen gehabt.

Sein Magen knurrte und er konnte nichts dagegen tun. Bei jedem kleinen Loch fing er an zu schnuppern ob es nicht doch ein Mauseloch war. Aber vergebens. Es schien, dass er alleine im Wald wäre. Nicht mal Käfer liefen herum. Sogar diese würde er essen, nur um satt zu sein.

Langsam begann er zu verzweifeln. Er, der König des Waldes, der rote Fuchs, dem sonst immer ein Ausweg einfiel, fand keinen Rat. Es war aussichtslos.

Wieder ein Tag vorbei ohne Nahrung. Er würde noch verhungern.

Doch halt! Was war das für ein Geräusch?

“Kräh, Kräh.”

Woher kam dieses Geräusch? Von oben?

Und wirklich, da saß etwas. Ein alter Rabe. Mit stumpfen Gefieder. Erbärmlich anzusehen.

raven-988218_960_720

Doch was war das?

Vor ihm, auf dem Ast lag ein Gegenstand in grauer Farbe. Er konnte nicht genau erkennen um was es sich dabei handelte.

Wie ein Blitz schoss ihm die Erkenntnis durch den Kopf. Der Speichel tropfte ihm aus dem Maul.

Eine Maus. Eine tote Maus

Nur jetzt nichts anmerken lassen. Wie sehr er die Maus haben wollte.

Der Rabe gibt mir nie etwas ab. Je mehr ich zeige das ich die Maus haben will, umso mehr passt er darauf auf. So überlegte er.

” Rabe, hörst du mich? “ Sprach er ihn an

” Kräh. “ Wurde kurz erwidert.

” Ach komm Rabe. Schau doch einmal nach unten. Hier bin ich, der Fuchs. Kennst du mich denn nicht mehr.” Versuchte er es noch mal.

” Kräh. Kräh. “Schon ein bisschen mehr. Eigentlich doppelt so viel, war die Antwort.

“Ja, ich verstehe schon. Du bist der König der Lüfte, und ich nur ein kleiner Bodenkriecher. Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich mich auch nicht bemerken. “Sprach er demütig weiter.

” Kräh!” Was so viel hieß. Ja, da hast du wohl recht

” Du weißt nicht, wie oft ich am Rande des Feldes stehe und dich beobachte. Ach könnte ich doch so sein wie du. Königlich am Boden. Majestätisch in den Lüften, ” rundete er das Bild ab.

Aus den Augenwinkeln bemerkte er wie der Rabe sein Gefieder ein wenig plusterte. Also weiter im Text.

” Deine Flügel schimmern wie der Tau im Morgenrot. Deine Augen leuchten wie die aufgehende Sonne. Dein Schnabel von edler reiner Form. Kann es sein, das die Raben die ersten Vögel auf der Welt waren? Alles andere Getier nur ein Abklatsch von euch. Mir deucht, zuerst war der Rabe.

Ach muss das herrlich sein von solch edler Abstammung zu stammen”, trug er weiter auf.

Der Rabe plusterte sich immer weiter. Offensichtlich genoss er die Schmeicheleien.

Aber wie kam die Maus jetzt zu ihm herunter.

Der Fuchs trug noch dicker auf.

” Ist schon das ideale Leben ein Rabe zu sein, gibt es doch noch eine Steigerung.”

Der Rabe stutzte.

” Ein Rabe wie Du zu sein. Der Edle unter den Edlen. Der Erste von den Ersten zu sein.”

Aufgeregt begann der Rabe, den Ast auf und ab zu stolzieren.

” Welch einmaliger Anblick. Meine Augen sind nicht würdig deine Anmut zu sehen. Mein Mund nicht berufen deine Schönheit zu würdigen. Vielleicht vermag ein Dichter dich zu beschreiben. Ich nicht.”

Der Rabe, der jetzt von einem Fuß auf den anderen sprang kam der Maus immer wieder nah. Aber sie wollte nicht herunterfallen.

” Ja tanze. Tanze, wie nur ein Gott tanzen kann. Drehe dich. Scharre mir den Füßen. Die Welt ist dir untertan. Du bist der Herrscher. Keiner soll neben dir sein.”

Und dann fiel die Maus. Genau vor das Maul unsers hungrigen Fuchses.

Der schnappte sie und ging fort. Der Rabe bemerkte dies gar nicht. Er war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

Der Fuchs drehte sich noch einmal um, sah hoch zu dem Raben und rief.

” Es ist alles wahr, was Dir gesagt wurde. Denn nicht ich habe gesprochen sondern mein leerer Magen. Und ich sage Dir dass dein Magen leer sein wird. Und vielleicht erkennt dieser, was für ein Narr Du bist.”

Sagte dies und verschwand.

Zurück blieb der Rabe.

” Was kümmert mich, was ein Fuchs mir sagt. Eine Maus ist nicht gut für meinen empfindlichen Magen. Ich flieg zum See und schau mich an im Spiegel des Wassers. Nichts Besseres kann geschehen heute.”

Und auch er flog davon.

Und die Moral von der Geschichte?

Leave a Comment