Der Wolf und die Ameise

Es war einmal…. Nein, so sollte diese Geschichte nicht beginnen. Es wird einmal sein.

In einem, einst sehr schönen Land, voll mit riesigen Wäldern und bunten Wiesen wird ein Wolf leben. Ein sehr alter Wolf, mit grauem Fell und großen traurigen Augen. Er wird dasitzen und an die Zeit denken, wo er sich noch verstecken konnte vor den Blicken der Menschen, denn es gibt keinen Wald mehr. Einsam sitzt er da, denn er ist der letzte seiner Art. Woran wird er wohl denken? An die Tage, in denen er mit seiner Gefährtin durch die Natur streifte, furchtsam sich den Nachstellungen der Menschen entzog und stolz den Mond anheulte?

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Müßig darüber nachzudenken. Plötzlich richtet er die Ohren auf, lauscht und hört das Trippeln kleiner Schritte.

Es ist eine Ameise, die bei ihrer Wanderschaft an ihm vorbeikommt. “Halt”, sagt der Wolf, “bleib doch hier. Wo willst du denn hin? Sieh dich um, was der Mensch uns hinterlassen hat.”

“Ja, Ja, der Mensch” antwortete die Ameise ” ja, ja der Mensch. Aber du hast Recht Wolf, ich werde ein wenig rasten. Ich bin auf der Suche nach meinem Volk. Hast du es gesehen? Aber nein, Wölfe achten nicht auf Ameisen. Auch die Menschen haben nicht auf uns geachtet. Sie haben uns getreten, unsere Straßen zerstört, unsere Brut vernichtet, unseren Lebensraum vergiftet. Wir waren ihnen nichts wert, nur in Reservaten durften wir noch leben. Aber auch diese gibt es nicht mehr.” Nachdenklich schaute der Wolf ihn an. Die Ameise erzählte gerade auch seine Geschichte. Und wann hat je ein Wolf eine Ameise wahrgenommen?

Muss es immer erst zum äußersten kommen, um den Blick für andere zu schärfen und Verständnis aufzubringen. Aber so scheint es zu sein. Denn wäre es anders, dachte der Wolf, dann würde er hier nicht mit der Ameise sitzen. Die Welt ist so groß, dass jeder seinen Platz zum Leben hat. Die Blumen könnten blühen, die Fische sich im Wasser tummeln und die Vögel auf den Bäumen pfeifen. Es müsste nur ein wenig Rücksicht auf den anderen genommen zu werden, und die Erde wäre ein Paradies.

Alle sollten glücklich sein, aber keiner zu Lasten eines anderen. Aber die Zeit ist vorbei, die Chancen vertan. Der Mensch hat geglaubt er müsste sich die Erde untertan machen. Aber der Mensch war auch der Erste, der gehen musste. Der Wolf weiß, dass die Ameise und er, die letzten beiden Geschöpfe auf dieser Erde sind.

Und etwas machte ihn noch trauriger, denn jetzt, wo die Geschichte erst beginnen sollte, hört sie schon auf. Die Geschichte von zwei Wesen, so unterschiedlich sie auch sein mögen die sich zuhören.

Das ist die Ende von dieser hoffentlich nie “es wird einmal sein…” Erzählung.

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